Bei vielen interessanten Diskussionen über meinen sicherlich ungewöhnlichen Beruf , kommt das Gespräch sehr oft auf einen Punkt der vor allen Dingen die exzessiven Kaffeetrinker beschäftigt.
Es ist die Wirkung von Coffein.
Um die Wirkung dieses Stoffes zu verstehen muss man sich etwas intensiver mit der Materie beschäftigen.
Wissenschaftlich gesehen ist Coffein ein Purin Alkaloid und gehört zu den psychoaktiven Drogen aus der Gruppe der Stimulantien.
Einfacher gesagt: Coffein ist der anregend wirkende Bestandteil von Genussmitteln wie Kaffee, Tee, Mate, Guarana, Energy Drinks und in etwas geringerem Maße auch von Kakao.
Bereits im Jahr 1820 beschäftigte sich der Frankfurter Apotheker Friedrich Runge damit, übrigens auf Anregung von Johann Wolfgang von Goethe, diese wirksame Substanz im Kaffee zu finden.
Ja, er war erfolgreich, im gleichen Jahr gelang es zum ersten Mal reines Koffein zu isolieren.
Der Wirkungsmechanismus von Coffein wurde aber erst im 20. Jahrhundert erforscht.
Und was ist mit Tee ?
Ja auch im Tee befindet sich dieser Stoff der dann allerdings umgangssprachlich als Teein bezeichnet wird.
Aber in der Wirkungsweise gibt es einen erheblichen Unterschied ob wir Kaffee oder Tee trinken.
Durch den Kontakt mit der Magensäure wird Coffein sofort freigesetzt und wirkt dadurch unverzüglich, also ohne eine zeitliche Verzögerung. Genau das was wir so lieben !
Das Coffein im Tee ist aber an Polyphenole gebunden und wird erst im Darm freigesetzt. Die Wirkung tritt dann deutlich später ein, hält aber länger vor.
Wie hoch ist denn die Konzentration von Coffein ?
In ungeröstetem Kaffee zwischen 0,9 - 2,8% wobei durch den Röstprozess der Coffeingehalt leicht reduziert wird. Wichtig zu wissen ist das der Coffeingehalt bei Arabicabohnen deutlich geringer ist als bei der Sorte Robusta.
Schwarzer Tee enthält ca. 3 - 3,5% Coffein.
Aber wie wirkt denn nun Coffein auf unseren Organismus ?
Anregung des Zentralnervensystems
Leichte Erhöhung der Herzfrequenz ( Pulssteigerung )
Bronchialerweiterung
Schwache -harntreibende Wirkung
Geringfügige Erhöhung des Blutdrucks
Die Verdauung wird angeregt
Es gibt deutlich Anzeichen für eine Schutzwirkung gegen Leberzirrhose
Verblüffend ist das Coffein die Blut - Hirn - Schranke ungehindert passieren kann und somit eine direkte Wirkung auf das Zentralnervensystems erfolgt.
Was aber passiert nun genau wenn wir Coffein zu uns nehmen ?
Wir wachen morgens auf und unverzüglich beginnt unser Gehirn den Botenstoff Adenosin zu produzieren.
Im Allgemeinen verfügt der Mensch über ca. 130 Milliarden Gehirnzellen, wobei ich schon eine Menge Leute getroffen habe bei denen das anscheinend nicht der Fall ist. Unsere Gehirnzellen sind untereinander mit den Nervenbahnen verbunden.
Über diese Nervenbahnen senden unsere Zellen Informationen, sie kommunizieren untereinander. Zusätzlich verfügt unser Gehirn über ca. 12 - 14 Milliarden Synapsen, diese werden auch als Dockingstationen bezeichnet.
Das Adenosin setzt sich an diese Synapsen aber das geht nur wenn die Synapse frei also unbelegt ist.
Bei einer "Besetzung" durch das Adenosin wird aber ein ganz erheblicher Teil der Informationen nicht gesendet, Adenosin wird daher auch als "Gehirnbremse" bezeichnet.
Was passiert ? Irgendwann werden wir unkonzentriert und vielleicht ein bisschen müde.
Ab diesem Punkt ist unser so geschätztes Coffein im Einsatz.
Durch die schnelle Überwindung der Blut - Hirn - Schranke gelangt das Coffein in das Gehirn. Was macht es dort ?
Es dockt ebenfalls an eine der Synapsen an. Hat das Coffein angedockt, kann das Adenosin nicht andocken, die Synapse hat sich sozusagen entschieden.
Jetzt beginnt die eigentliche Wirkung des Coffein, den das Coffein blockiert keinerlei Informationen welche die Zellen untereinander austauschen. Sie fließen ungestört von Zelle zu Zelle.
Ach so, jetzt verstehen wir was wir unter Anregung des Zentralnervensystems zu verstehen haben !!
Deshalb liebe Freunde ist es außerordentlich wichtig wann wir Coffein zu uns nehmen.
Die frühe Tasse Kaffee bewirkt also das die Blockade durch das Adenosin gar nicht erst stattfinden kann. Es entsteht in unserem Gehirn eine Art " Coffein Firewall".
Wunderbar, genügt also die einmalige Zufuhr von Coffein das ich den ganzen Tag in Hochform bin ?
Leider nein, denn die Verweildauer des Coffein an der Synapse ist begrenzt.
Ca 2 - 3 Stunden kann die Wirkung ohne weiteres anhalten, aber dieser Wert ist individuell sehr unterschiedlich, versäumen wir also nach dieser Zeit den nächsten Kaffee dann kann es passieren das unser körpereigenes Adenosin wieder die Oberhand gewinnt.
Daher ist die Auffrischung unseres Coffein so wichtig. Jeder von uns hat also einen persönlichen Coffeinrhytmus, den müsst ihr allerdings selber rausfinden.
Was sind die weiteren Wirkungen des Coffein ?
Durch die Erweiterung der Arterien fließt unser Blut schneller und erhöht so den Sauerstoffgehalt im Blut.
Mehr Sauerstoff heißt mehr Leistung !
Genau aus diesem Grund stand Coffein auf der Dopingliste des Internationalen Olympischen Komitees, allerdings wurde im Jahr 2005 Coffein freigegeben, also ihr macht euch nicht in irgendeiner Weise verdächtig wenn ihr vor dem Tennismatch am Wochenende noch einen doppelten Espresso trinkt !
Immer wieder ein beliebtes Thema: Welcher Kaffee hat das meiste und welcher hat das wenigste Coffein ?
Lasst euch nicht von nasalen und/oder optischen Eindrücken täuschen.
Coffein riecht nicht und Coffein schmeckt nicht.
Der Coffeingehalt eines Kaffee ist ausschließlich von der Art der Zubereitung zu beeinflussen.
Grundregel: Je länger Kaffeemehl und Wasser in Kontakt sind um so mehr Coffein wird ausgelöst.
Aha und daher hat der simple Filterkaffee nun mal am meisten Coffein, denn die Kontaktzeit zwischen Kaffeemehl und Wasser ist erheblich.
Ach so, dann hat der von uns so geliebte Espresso weniger Coffein ? Genau !
Bei welcher Zubereitungsart wird dann am meisten Coffein ausgelöst ?
Sehr einfach, bei der Stempelkanne ( BODUM ) oder natürlich beim türkischen Kaffee denn da ist die Kontaktzeit also die Verbindung Kaffeemehl/Wasser sozusagen unendlich, zumindest bis zum trinken.
Ich freue mich auf eure Kommentare und Anregungen, die Fotos zeigen nun keineswegs mein Gehirn, nein es sind Aufnahmen der Universität Köln und zeigen sehr anschaulich Zellen, Nervenstränge und Synapsen.
Weiterhin viel Spaß beim Kaffeegenuss.
And don`t forget: Coffee drinkers are better lovers.
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